Ghosting im Job: Warum Bewerber und Kunden plötzlich verschwinden
Das Phänomen des „Ghostings“ – das abrupte Einstellen der Kommunikation ohne Erklärung – ist nicht mehr nur ein Trend in der Dating-Welt. Es hat seinen Weg in den professionellen Kontext gefunden, insbesondere im Rahmen von Bewerbungs- und Geschäftsprozessen.
Ghosting im Bewerbungsprozess
Ghosting kann sowohl beim Bewerber, als auch beim Unternehmen selbst vorkommen. In beiden Fällen nicht optimal.
Ghosting bei Bewerbern
Der Jobmarkt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und wir bewegen uns auch nach der Corona-Pandemie immer noch in einem Bewerbermarkt. Bewerber versenden aufgrund der einfachen und vielseitigen Möglichkeiten (Job-Portale, Karriereseiten, etc.) eine Vielzahl von Bewerbungen – und zwar mit minimalem Aufwand. Das führt dazu, dass viele Bewerber nicht mehr die Höflichkeit besitzen, eine Bewerbung formell zurückzuziehen oder auch nur auf Absagen zu reagieren. Dies kann für Unternehmen zu einem logistischen Alptraum werden, insbesondere wenn es um die Planung von Vorstellungsgesprächen und die Allokation von Ressourcen geht.
Ghosting bei Unternehmen
Ghosting ist nicht nur für Unternehmen frustrierend, wenn ein Bewerber den Kontakt still und leise abbricht. Auf Unternehmensseite können mehrere Gründe relevant sein:
Überlastung der HR-Abteilungen
In großen Unternehmen, die täglich Hunderte von Bewerbungen erhalten, kann die Flut an Interessenten überwältigend sein. In solchen Fällen kann es passieren, dass Bewerber einfach „durch das Raster fallen“. Sollte nicht passieren, da es mittlerweile gute Personalmanagementsysteme gibt, wo bestimmte Prozesse automatisiert umgesetzt werden können.
Veränderte Unternehmensprioritäten
Projekte und Positionen können gestrichen oder geändert werden, oft sehr kurzfristig. Auch hier kann es schon mal passieren, dass die transparente Kommunikation auf der Strecke bleibt.
Fehlende Kommunikationskultur
In einigen Unternehmen fehlt es schlicht an einer Kultur der offenen und klaren Kommunikation, sowohl intern als auch extern. Dies kann dazu führen, dass der Bewerbungsprozess als weniger wichtig angesehen wird.
Kosteneffizienz
Manchmal wird angenommen, dass das Ignorieren von Bewerbern kosteneffizienter ist als der Aufbau und die Pflege einer Kommunikationslinie. Diese kurzfristige Sichtweise übersieht jedoch die langfristigen Folgen für das Unternehmensimage.
10 Tipps, wie man als Unternehmen Ghosting vorbeugen kann
Ghosting seitens der Unternehmen ist ein zunehmend besorgniserregendes Phänomen, das ernste Konsequenzen für beide Parteien haben kann. Es lohnt sich daher, in effektive Kommunikationsstrategien zu investieren, um dieses Problem zu adressieren und ein positiveres Erlebnis für alle Beteiligten zu schaffen. Ein respektvoller und transparenter Umgang mit Bewerbern ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern auch ein kluger geschäftlicher Zug. Mit den folgenden zehn Tipps kann man dem Ghosting vorbeugen:
Transparenz & Kommunikation
Halten Sie Bewerber auf dem aktuellen Stand. Es kann immer mal wieder zu Verzögerungen im Bewerbungsprozess kommen. Die aktive Kommunikation wird der Bewerber:in positiv zur Kenntnis nehmen
Automatisierte Systeme
Bewerbermanagementsysteme kosten heutzutage nicht die Welt. Sie erleichtern Prozesse, reduzieren Fehler und bieten häufig sowohl für HR-Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen entsprechende Lösungen. Ghosting kann dann eigentlich nicht mehr passieren, es sei denn, man legt die Bewerber:innen nicht im System an. Da aber häufig ein Bewerbungsprozess mit Einreichen der Bewerbungsunterlagen stattfindet und diese über das Bewerbermanagementsystem verwaltet werden, ist ein entsprechend die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Ghosting passieren kann.
Feedback-Kultur etablieren
Ein ehrliches Feedback, auch bei Absagen, wird von den meisten Bewerbern geschätzt und kann für beide Seiten lehrreich sein. Das Einführen bzw. umsetzen einer Feedback-Kultur ist für Unternehmen extrem sinnvoll, insbesondere dann, wenn das im gesamten Unternehmen gelebt wird.
Klare Timeline im Bewerbungsprozess setzen
Kommunizieren Sie bereits zu Beginn des Bewerbungsprozesses eine klare Timeline. Wenn Bewerber wissen, wann sie eine Rückmeldung erwarten können, minimiert dies Unsicherheiten und damit auch die Wahrscheinlichkeit des Ghostings.
Personalisierte Kommunikation
Vermeiden Sie standardisierte Absagen und investieren Sie die Zeit in eine kurze, persönliche Nachricht. Dies zeigt Wertschätzung und kann das Vertrauen in das Unternehmen stärken, selbst wenn der Bewerber nicht für die Position ausgewählt wurde.
Offene Türen für zukünftige Möglichkeiten
Machen Sie deutlich, auch wenn es diesmal nicht geklappt hat, die Tür für zukünftige Möglichkeiten offen bleibt. Dies fördert einen respektvollen und offenen Dialog, der Ghosting vorbeugt.
Positive Atmosphäre schaffen
Generell ist es wichtig, im Unternehmen für eine angenehme und positive Atmosphäre zu sorgen, in der sich alle Beteiligten wohlfühlen.
Verlässichlichkeit zeigen
Zuverlässig und konsequent sein, um Vertrauen aufzubauen. Pünktlichkeit und das Einhalten von Absprachen sind hier wichtig.
Sich selbst treu bleiben
Ganz besonders wichtig ist es, authentisch zu bleiben und sich nicht zu verstellen, um eine ehrliche Grundlage für berufliche Beziehungen zu haben. Das zahlt sich langfristig aus und ist die Grundlage für ein nachhaltiges Vertrauen und Zusammenarbeit.
Schnelle Reaktionszeiten
Zögern Sie nicht, Bewerber über den Stand ihrer Bewerbung zu informieren, auch wenn noch keine Entscheidung gefallen ist. Eine kurze Nachricht, dass der Prozess noch im Gange ist, kann Wunder wirken. Klare Regeln im Bewerbungsmanagementsystem können hier auch vorbeugend helfen.
Fazit
Die Gründe für Ghosting seitens der Unternehmen sind vielfältig und reichen von Überlastung der HR-Abteilungen über veränderte Unternehmensprioritäten bis hin zu einer fehlenden Kultur der offenen Kommunikation. Manchmal werden Bewerber im Unklaren gelassen, weil es als kosteneffizienter oder weniger kompliziert gilt. In jedem Fall ist dieses Verhalten jedoch kurzsichtig, da die langfristigen Auswirkungen oft negativ sind und weit über den einzelnen Fall hinausgehen.
Die langfristigen Folgen für das Unternehmen können gravierend sein. Nicht nur riskieren sie, Talent und potenzielle Kunden zu verlieren, sondern sie setzen auch ihr Employer Branding und ihre Reputation aufs Spiel. In Zeiten von Social Media und Bewertungsplattformen wie Glassdoor kann ein solcher Vertrauensbruch schnell öffentlich werden und weitreichende Konsequenzen haben.
Unterstützung einer Personalberatung beim Ghosting
Eine Personalberatung bietet fachliche Expertise, objektive Analysen und maßgeschneiderte Lösungen im HR-Bereich. Sie kann den Rekrutierungsprozess optimieren, die Unternehmenskultur verbessern und somit Herausforderungen wie Ghosting effektiv angehen. Durch ihre Dienstleistungen entlastet sie die HR-Abteilungen und trägt zu einer effizienteren und erfolgreichen Personalstrategie bei.