Ist Remote Work und flexibles Arbeiten im Bauwesen überhaupt möglich?
Während der Corona-Pandemie sind die Unternehmen praktisch gezwungen worden, Remote Work anzubieten und das Unternehmen dezentral zu steuern. Die Baubranche war eine der Branchen, die sich schwergetan haben, Home-Office anzubieten. Die Gründe sind vielfältig, wenngleich durch die zunehmende Digitalisierung der Baubranche, die Umsetzung einfacher wird. Ähnlich, wie in anderen Branchen, ist die reine Umsetzung von Home-Office im Bauwesen nur sehr schwer umsetzbar, da die Hauptarbeit auf der Baustelle stattfindet. Einige Dinge aus dem Alltagsgeschäft sind aber aufgrund der veränderten Digitalisierungsstrategie von Unternehmen durchaus auch remote umsetzbar. Beispielsweise administrative und repetitive Aufgaben, bereits zum Teil auch automatisiert und in Echtzeit aus der Ferne umgesetzt werden können. Dabei spielt es keine Rolle, von wo aus die Arbeit umgesetzt wird.
Home-Office in der Baubranche – die Voraussetzungen müssen passen
Zweifellos erfordert der Hochbau physische Präsenz auf der Baustelle. Materialien müssen verbaut, Strukturen errichtet und physische Arbeit geleistet werden. Doch der Bau eines Gebäudes oder einer Anlage umfasst weit mehr als nur die physische Errichtung. Planung, Design, Projektmanagement, Kundenkommunikation und viele weitere Aufgaben können durchaus von remote erledigt werden. Schauen wir mal auf Arbeiten, die durchaus remote umgesetzt werden könnten und ein flexibleres Arbeiten möglich machen könnten:
Planung und Design
Mit fortschrittlichen digitalen Tools und Softwarelösungen wie Building Information Modeling (BIM) können Architekten, Ingenieure und Planer ihre Arbeit effektiv von jedem Ort aus durchführen. BIM ermöglicht es, Gebäudemodelle digital zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen, sodass alle Beteiligten in Echtzeit Zugriff auf die neuesten Pläne haben, unabhängig von ihrem Standort.
Projektmanagement
Projektmanager im Hochbau können viele ihrer Aufgaben remote erledigen. Dazu gehören die Koordination von Teams, die Terminplanung, das Budgetmanagement und die Kommunikation mit Stakeholdern. Moderne Projektmanagement-Tools ermöglichen eine transparente und effiziente Zusammenarbeit aller Beteiligten. Hinzu kommt, das Projektmanager ja nicht 100% remote arbeiten müssen, aber flexibler. Eben je nach Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit.
Kundenkommunikation und -betreuung
Die Kommunikation mit Kunden kann durch Videokonferenzen, E-Mail und andere digitale Kommunikationsmittel erfolgen. Dies ermöglicht eine flexible Terminfindung und spart Reisezeit und -kosten. Wenn man sich die Arbeit entsprechend aufteilt, können bestimmte Aufgaben vor Ort auf der Baustelle oder beim Kunden erfolgen, andere administrative Aufgaben dann ins Home-Office verlagert werden.
Fortbildung und Schulung
Die ständige Weiterbildung ist im Hochbau von großer Bedeutung, um mit den neuesten Technologien, Vorschriften und Standards Schritt zu halten. Online-Kurse und -Seminare ermöglichen es den Fachkräften, ihr Wissen kontinuierlich zu erweitern, ohne ihren Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Auch das kann heutzutage sehr gut forciert werden und flexibleres Arbeiten möglich gemacht werden.
Warum sollten Unternehmen in der Baubranche Home-Office möglich machen?
Home-Office gehört einfach heutzutage dazu. In einem gewissen Umfang zumindest. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand:
Erhöhte Attraktivität als Arbeitgeber
Unternehmen, die Flexibilität und Remote-Optionen bieten, sind für Fachkräfte attraktiver. Dies kann insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Vorteil sein. Gerade in der Baubranche ist in den verschiedenen Sektoren ein hoher Fachkräftemangel zu spüren. Mitarbeiter, die im Vertrieb arbeiten, müssen nicht immer zwingend zu jedem Termin vor Ort beim Kunden auflaufen, sondern können ihre Arbeit auch via Websession anders dosieren.
Verbesserte Work-Life-Balance
Flexible Arbeitsmodelle tragen zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei, was die Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit fördert. Gerade in der heutigen Zeit ist das immer mehr ein Thema und der Generationenwechsel ist in vollem Gange und muss auch von Unternehmen in der Baubranche ernst genommen werden.
Zugang zu einem größeren Talentpool
Durch die Möglichkeit von Remote Work können Unternehmen Fachkräfte aus einem größeren geografischen Bereich rekrutieren und so von einem vielfältigeren Talentpool profitieren. Wie bereits beschrieben ist das nicht für alle Berufe umsetzbar, aber Vertriebler im Bauwesen, Projektmanager, etc. könnten in den Genuss kommen und somit der Talentpool für die wirklich guten Leute, erweitert werden.
Nachhaltigkeit
Weniger Pendelverkehr bedeutet eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks, was sowohl der Umwelt zugutekommt als auch den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens dient. Auch das ist sicherlich ein Aspekt, der zu berücksichtigen ist und für viele auch in der Außendarstellung ein Aspekt sein kann.
Hybride Arbeitsmodelle
Hybride Arbeitsmodelle sind auf dem Vormarsch. Nachdem erste Erfahrungen in anderen Branchen mit 100 Prozent Remote Work scheinbar fehlgeschlagen sind, befinden wir uns gerade in einer Neujustierung aus Austarierung. Der Mittelweg scheint der richtige Weg zu gehen. Und Mitarbeitende in der Baubranche würde es bestimmt helfen, wenn man ein wenig mehr Flexibilität nutzen könnte.
Die digitale Infrastruktur muss vorhanden sein
Um eine effiziente Mischung aus Home-Office und Präsenzarbeit im Baugewerbe zu realisieren, sind geeignete Rahmenbedingungen unerlässlich. Die digitale Transformation hat in zahlreichen Sektoren zu einer Aufwertung der Büroinfrastruktur geführt, ein Trend, der durch die Pandemie nochmals verstärkt wurde. Es ist entscheidend, Ihr Team frühzeitig auf diese Veränderungen vorzubereiten und es mit den erforderlichen digitalen Werkzeugen auszustatten.
Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, die hybride Arbeitsweisen unterstützt, sollte folgende Elemente beinhalten:
- Geräteübergreifende Kompatibilität: Die Tools müssen auf verschiedenen Geräten wie Smartphones, Tablets und PCs nahtlos funktionieren, um Flexibilität und Zugänglichkeit zu gewährleisten.
- Ticketing-System: Ein solches System ermöglicht es, Arbeitsabläufe transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Es dient der Erfassung von Mängeln, der Dokumentation, der Leistungserfassung sowie der Zuweisung von Aufgaben.
- Digitale Planbearbeitung: Die Möglichkeit, auf digitalen Plänen zu arbeiten, einschließlich Versionierung und Vergleich von Plänen, ist essentiell. Dies erleichtert das Festhalten und Weiterleiten von Anmerkungen direkt auf den Plänen oder Planausschnitten.
- Globale Such- und Filterfunktion: Ein solches Feature unterstützt das schnelle Auffinden von Dokumenten und Vorgängen, was die Effizienz erheblich steigert.
- Push-Notifikationen: Diese Benachrichtigungen erinnern die Teammitglieder an wichtige Aufgaben, Termine, Fertigstellungen oder regelmäßige Tätigkeiten und helfen so, den Überblick zu behalten.
- Automatische Synchronisierung: Alle Informationen sollten automatisch auf alle Mobilgeräte und für alle Projektbeteiligten synchronisiert werden, um sicherzustellen, dass jederzeit auf aktuelle Daten zugegriffen werden kann.
- Leistungskennzahlen: Die Möglichkeit, wichtige Leistungsindikatoren der Projekte einzusehen, ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung und Optimierung der Arbeitsabläufe.
Durch die Implementierung einer solchen digitalen Infrastruktur können Unternehmen im Baugewerbe die Vorteile hybrider Arbeitsmodelle voll ausschöpfen. Dies fördert nicht nur die Produktivität und Flexibilität, sondern trägt auch zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, in die richtigen digitalen Tools zu investieren und sicherzustellen, dass das Team geschult und bereit ist, diese effektiv zu nutzen.
Fazit
Home-Office und flexibles Arbeiten sind die Zukunft und wird auch vor der Baubranche nicht haltmachen. Vielmehr geht es in der jetzigen Phase darum, die optimale Balance zu finden, die sowohl für Unternehmen als auch Mitarbeitende einen gangbaren Weg darstellen. In der Baubranche sind es vielmehr die kleinen Schritte hin zur Flexibilität, die den richtigen Weg darstellen könnten. Aber auch hier gilt: Jedes Unternehmen muss hier seinen eigenen Weg finden und schauen, wie sie mit den verschiedenen Herausforderungen umgehen und diese auch nachhaltig umgesetzt bekommen.